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Das war ein rasches Reiten vom Rhein bis an den Rhin,
Das war ein heißes Streiten am Tag von Fehrbellin.

Wollt ihr, ihr troz'gen Schweden, noch mehr vom deutschen Land?

Was tragt ihr in die Marken den wüth’gen Kriegesbrand ? Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehezt, Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß werd' zerfeßt.

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Doch nein, Graf Gustav Wrangel, hier steh' nun einmal still! Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will.

Gesellschaft aller Arten bringt er im'raschen Ritt

Samt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit.

ΙΟ

Nun seht ihn auf dem Schimmel, ein Kriegsgott ist er traun !
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschaun;
Und unter seinen Treuen da reitet hintenan
Zuleht, doch nicht aus Scheuen, Stallmeister Froben an.

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Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt,
Ruft er den Kanonieren: „Ihr Kinder, zielt geschickt!
Der auf dem Schimmel sizet, der große Kurfürst ist's.
Nun donnert und nun blihet, auf wen's geschieht, ihr
wist's!"

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Die donnern und die blizen und zielen wohl nichts Schlecht's,
Und um den Herren fallen die Seinen links und rechts.
Dem Dörflinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm;
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm.

Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein.

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„Um Gott, Herr Kurfürst, weichet!" Der Kurfürst hört es

nicht;

Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind in's Angesicht.

Der Schimmel mocht es ahnen, wem dieses Feuer gilt; Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild.

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Die Herren alle bangen, doch sagt's ihm keiner an;
Wär' doch nicht rückwärts gangen, der fürstlich große Mann.
O Preußen, damals wägte auf eines Auges Blick,
Auf eines Zolles Breite sich furchtbar dein Geschick!
Zollern, deine Krone, o Friederich, dein Ruhm!
Hier galt's im Ahn dem Sohne, im Hut dem Königthum.

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Hier galt es Sieg und Freiheit ob nord'scher Uebermacht, Und wer, wenn er gefallen, wer schlüge seine Schlacht ? Nicht Homburgs edle Hiße, nicht Dörflings rauher Muth, Nicht Grumbkows Säbelspize, nicht Heer noch Landsturm

gut.

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Und doch, der Tod ist nahe und mäht um ihn herum,
Und Alles zagt und trauert und Alles bleibet stumm.
Die Scheibe ist der Schimmel, das merket Jeder nun;
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's Keiner thun.
Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her:
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„Herr Kurfürst, Euer Schimmel, er scheut sich vor❜m Gewehr;
Das Thier zeigt seine Launen, Ihr bringt's nicht in's Gefecht,
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indeß zurecht."
Der Herr schaut ihm herüber: „Es ist mein Lieblingsroß,
Doch das verstehst du besser, so reit es nur zum Troß.“
Sie wechseln still, dann sprenget rasch, ohne Gruß und Wort,
Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort.

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Und weit von seinem Herren hält er zu Roffe nun.
Für wenig Augenblicke scheint das Geschüß zu ruhn;
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jezt verstummt,
Und: „wacker war's gemeinet", der alte Dörfling brummt.

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Da plöglich donnert's wieder gewaltig über's Feld,
Doch nur nach einem Punkte ward das Geschüß gestellt ;
Hoch auf der Schimmel seßet, Herr Froben sinkt zum Sand,
und Roß und Reiter neget mit seinem Blut das Land." 60
Die Ritter alle schauen gar ernst und treu darein.

O Froben dort am Boden, wie glänzt dein Ruhmesschein!
Der Kurfürst ruft nur leise:-,,Ha! war das so gemeint?"
Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den
Feind!"

3. Minding.

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"Prinz Eugen, der edle Ritter."

(1717)

Zelte, Posten, Werda-Rufer!
Lust'ge Nacht am Donauufer!
Pferde stehn im Kreis umher
Angebunden an den Pflöcken;
An den engen Sattelböcken
Hangen Karabiner schwer.

Um das Feuer auf der Erde,
Vor den Hufen seiner Pferde
Liegt das östreich'sche Piket.
Auf dem Mantel liegt ein Jeder,
Von den Tschako's weht die Feder,
Leutnant würfelt und Kornet.

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ΙΟ

68

Prinz Eugenius, der edle Ritter.
Neben seinem müden Schecken
Ruht auf einer woll'nen Decken
Der Trompeter ganz allein:

"

Laßt die Knöchel, laßt die Karten!
Kaiserliche Felbstandarten

Wird ein Reiterlied erfreun!

Vor acht Tagen die Affaire

Hab' ich, zu Nuß dem ganzen Heere,
In gehör'gen Reim gebracht,
Selber auch gesezt die Noten:
Drum, ihr Weißen und ihr Rothen,
Merket auf und gebet Acht!"

Und er singt die neue Weise
Einmal, zweimal, dreimal leise
Denen Reitersleuten vor;
Und wie er zum lezten Male
Endet, bricht mit einem Male
Los der volle, kräft'ge Chor:

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Prinz Eugen, der eble Ritter!"

Hei, das klang wie Ungewitter

Weit in's Türkenlager hin.

Der Trompeter thät den Schnurrbart ftreichen

Und sich auf die Seite schleichen

Zu der Marketenderin.

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F. Freiligrath.

Prinz Eugenius, der edle Ritter.

(Volkslied)

Prinz Eugenius, der edle Ritter,

Wollt' dem Kaiser wied'rum kriegen

Stadt und Festung Belgarad.
Er ließ schlagen einen Brucken,
Daß man kunnt' hinüber rucken

5

Mit d'r Armee wohl für die Stadt.

Als der Brucken nun war geschlagen,

Daß man kunnt' mit Stuck und Wagen
Frei passir'n den Donaufluß:

Bei Semlin schlug man das Lager,

Alle Türken zu verjagen,

Ihn'n zum Spott und zum Verdruß.

Am einundzwanzigsten August so eben
Kam ein Spion bei Sturm und Regen,
Schwur's dem Prinzen und zeigt's ihm an,
Daß die Türken futragiren,

So viel als man kunnt' verspüren,
An die dreimalhunderttausend Mann.
Als Prinz Eugenius dies vernommen,
Ließ er gleich zusammenkommen
Seine General und Feldmarschall.
Er that sie recht instrugiren,
Wie man sollt die Truppen führen
und den Feind recht greifen an.

Bei der Parole that' er befehlen,
Daß man sollt die Zwölfe zählen
Bei der Uhr um Mitternacht.
Da follt' All's zu Pferd aufsizen,
Mit dem Feinde zu scharmüßen,
Was zum Streit nur hätte Kraft.

Alles saß auch gleich zu Pferde,
Jeder griff nach seinem Schwerte,

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