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Ŏdalrich, Adalbrecht und noch andere mehr von den Klerikern und

Laien.

Geschrieben aber wurde diese Nachricht im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1103, in der 10. Indiction am 7. Januar.

Der Urkunde ist das herzogliche Siegel aufgedrückt, wovon in der Folge die Rede sein wird.

Die meisten der in dieser Urkunde an das Kloster St. Lambrecht geschenkten Güter kommen schon in der Urkunde vom Jahre 1066 vor, und wurden bei Besprechung derselben berührt 271), so dass wir uns darauf beschränken kön- 271 nen, hier nur ihre heutigen Namen kurz anzugeben. Eine Besprechung wird nur bei jenen Gütern nothwendig sein, welche bisher noch nicht vorgekommen sind. Die Schenkung geschah zum Altare des heil. Lambrecht im Walde jenseits des Wassers Thedosia, der Ausdruck zum Altare des... bedeutete damals so viel als zur Kirche des . . . und zu der an derselben bestehenden Gemeinschaft. Die Kirche des heil. Lambert im Walde erscheint schon 1066 als Pfarrkirche und gab 30 Jahre später dem daselbst vom Herzoge Heinrich erbauten Benedictiner-Kloster den Namen.

Hier erscheint sie mit einer in den früheren Urkunden nicht vorgekommenen Bestimmung ihrer Lage als jenseits des Wassers Theodosia gelegen, unter welchem Wasser der Bach Thaya zu verstehen ist. Diese Bestimmung ultra aquam Theodosiam kommt noch in einer zweiten Urkunde des Jahres 1103 und dann wieder in der alle Schenkungen zusammenfassenden, daher eigentlichen Stiftungsurkunde vom J. 1114 vor.

Die Erwähnung des Abtes Hartmann, welchem, wie seinem Nachfolger, die geschenkten Güter unterstehen sollten, beweist, dass das Kloster St. Lambrecht im Jahre 1103 bereits vollkommen orthodox war, da der genannte Abt, wie wir bald sehen werden, zugleich Abt von Göttweih und ein Anhänger der päpstlichen Partei war.

Die geschenkten Güter sind und heissen heut zu Tage:

1. St. Maria zu Grazluppa, die jetzige Gemeinde und Pfarre MariaHof.

2. Der Markt Judenburch, die jetzige Stadt Judenburg 272), mit der 272 Mauth.

3. Wizanchirche ist das heutige Weisskirchen.

4. St. Martin in Linthe ist das jetzige St. Martin bei Knittelfeld. Ausser diesem Lind gibt es auch noch ein Schloss Lind bei Neumarkt, welches ebenfalls ein jedoch erst in neuerer Zeit, erworbenes Eigenthum des Stiftes ist.

5. Avelnice, Thal mit Kirche und Ministerialen, der heutige Markt Afflenz mit der ganzen Gegend zwischen diesem Orte und Maria-Zell. Unter den Nutzungen werden auch erwähnt: Salinen, Erzgruben, Biber und Marder.

6. Die Kirche St. Maria in der Grafschaft Mürzthal, die heutige Pfarre St. Maria im genannten Thale und der Stadelhof Scalchdorf das heutige Schaldorf, am Einflusse des Weissenbaches in die Mürz, und Alles, was der Herzog in jener Grafschaft besass. Dass darunter die Gegend von Weitsch bis zum Weissenbache zu verstehen sei, ersieht man aus der Urkunde von 1066. Ausgenommen von dieser Schenkung waren die Lehen Waldós (des Grafen

von Ruina - Rain) und Gundakers, der wahrscheinlich ein Bruder von jenem war.

7. St. Georg zu Agriach, jetzt Adriach bei Frohnleiten.

8. Pibertal mit einem Gute, der Pfarre St. Andra und der Kirche St. Margarethen die heutige Staatsherrschaft Piber. Diese Herrschaft hatte bis zum Jahre 1806 dem Stifte St. Lambrecht gehört, wurde aber dann gegen die Herrschaft Witschein in Untersteiermark dem Staate überlassen, St. Andra ist die noch jetzt bestehende Pfarre in Piber, St. Margarethen, aber die gegenwärtige Pfarre dieses Namens ausser Voitsberg.

9. Ein Wald, gemeinhin ein Vorst genannt wahrscheinlich heisst er noch jetzt so und der Fluss Chainach, jetzt Kainach, zwei zusammengehörige Besitzungen, die daher auch neben einander gelegen sein mussten. Als besondere Nutzung werden beim Forste Honig und Marder, beim Flusse Biber erwähnt. Zu dieser Besitzung gehörte der Hof Sedinga, jetzt (Gross-) 273 Sōding und der Stadelhof 273) Zederniza, jetzt Stadelhofen oder Stallhofen bei Voitsberg.

Wie ausgebreitet diese unter 8 und 9 angeführten Besitzungen waren, ersieht man daraus, dass zur Zeit, als Piber noch dem Stifte St. Lambrecht gehörte, die dortige, wie wir sehen, uralte Pfarre St. Andrä ein St. Lambrechtisches Commissariat hatte, zu welchem die Pfarren Edelschrott, Geisthal, Graden, Hirscheck, Kainach, Köflach, Ligist, Park, Salla, Stallhofen und Voitsberg (dieses mit zwei Pfarren, nämlich St. Michael in der Stadt und St. Margarethen ausserhalb der Stadt, jene gemeiniglich die Stadt - diese die Bauern-Pfarre genannt, gehörten. Jenes Commissariat besorgte ein Conventuale des Stiftes mit der Würde eines Propstes als Pfarrer über St. Andreä zu Piber.

Zu Voitsberg bestand aber damals (1103) nur die Kirche St. Margarethen und sie kann sich daher, wenn sie auch jetzt nur die BauernPfarre heisst, mit ihrem höheren Alter trösten.

Nun müssen wir in Kürze auch noch der Zeugen erwähnen, welche unverändert in allen drei Schenkungsurkunden des H. Heinrich vom Jahre 1103 vorkommen.

Udalschalk und sein Sohn Konrad waren Grafen von Hohenburg. Ob das Schloss Hohenburg im Kainachthale zwischen St. Johann und Söding oder jenes an der Liser zwischen Spital und Gmünd in Kärnten ihr Stammschloss gewesen sei, ist ungewiss; die Wahrscheinlichkeit spricht für jenes in Kärnten. Sie hatten übrigens in beiden genannten Gegenden so wie im Murthale bei Gratz grosse Besitzungen.

Walt (Waldo) Graf von Ruina, Riuna, ein Anverwandter des Herzogs, vermachte in der Folge seine Güter zur Gründung eines Klosters des heutigen Cistercienser-Stiftes Rein nördlich von Gratz.

Wilhelm von Huninpurch, der Stammvater der Grafen von Hunnenburg, (Heunenburg, Heunburg) in Kärnten, welche auch in der Mark Soune grosse Besitzungen hatten.

Starchand, Markgraf von Soune, und sein Bruder Ulrich. Starchand verlor zwar in der Folge die markgräfliche Würde, wurde aber durch

seinen Sohn Gebhard von Souneck, welcher ausserdem noch Hoheneck Gonowitz und andere grosse Güter in der Mark besass, der Stammvater der Freyen von Sonneck, von denen die Grafen von Cilli herstammen.

Ruprecht von Dietrichstein, der Ahnherr des noch jetzt blühenden Geschlechtes der Grafen und Fürsten von Dietrichstein, welches demnach seinen Ursprung über 750 Jahre weit zurückführen kann. Die Burg Dietrichstein, noch jetzt eine grosse imposante Ruine, lag auf einem Berge an der Glan bei Feldkirchen.

Liutpold, Günther und Gerhof von Trevesse (Treven-See) gehörten dem Geschlechte der Grafen von Treven (Treffen) nordwestlich vom Ossiacher See in Kärnten an.

Poppo von Sedelsach war ein Graf von Zeltschach in Kärnten. Ein Zeltschach lag bei Friesach, das andere bei Neumarkt im heutigen OberSteier. Von Poppo's Bruder Rudolf stammten die nachmaligen Grafen von Pfannenberg (Pfannberg) ab. Waltchon von Lungo wi (Lungau) in Salzburg.

Pabo von Suphlich (Siflitz, westlich von Ortenburg am Siflitzbache) in Kärnten.

Liutold von Sconenperch (Schönberg), westlich von St. Andreä im Lavantthale.

Otto von Pustris (Pustriz) auf der Höhe des Griffnerberges in Kärnten.

Die folgenden fünf Zeugen, welche nur in dieser, in der zweiten und dritten Urkunde aber nicht mehr vorkommen, können, da sie kein Prädicat haben, nicht weiter bestimmt werden.

Auffallend ist es, dass in keiner vom Herzoge Heinrich ausgestellten Urkunde der Markgraf Ottokar von Steier als Zeuge vorkommt, selbst nicht einmal in der grossen auf dem Reichstage zu Mainz ausgestellten Stiftungsurkunde vom Jahre 1114. Dieselbe Bemerkung gilt auch rücksichtlich der damaligen Grafen von Sponheim, deren Mutter Hedwig doch nach der bisherigen allgemeinen Annahme eine Tochter des Herzogs Heinrich von Eppenstein gewesen sein soll.

Die bisher besprochene Urkunde, so wie die beiden dazu gehörigen Ergänzungsurkunden, haben das Datum M-C-III. Indictione X. VII. Idus Januarii. Wenn nicht in allen drei Urkunden die Jahrzahl deutlich mit römischen Zahlen angegeben wäre, so müsste man glauben, sie seien im Jahre 1102 ausgefertiget worden, da die 10. Indiction diesem Jahre angehört. Allein einerseits der Umstand, dass in allen drei Urkunden, von denen ich die erste und zweite im Original, die dritte aber in einer sehr alten Abschrift im Archive des Stiftes St. Lambrecht selbst eingesehen habe, das Jahr 1103 angegeben ist, und andererseits der Umstand, dass es verschiedene Arten der Indiction gab, von denen eine mit dem Ostersonntage, eine andere gar erst mit dem Herbst-Quatember zu laufen begann, machen es vollkommen glaublich, dass die Urkunden wirklich erst 1103 ausgestellt worden seien.

Dieser wie der zweiten Urkunde ist das Reitersiegel des Herzogs Heinrich beigefügt, wovon ich am Schlusse handeln werde.

Archiv XII.

10

274

275

Die zweite Urkunde 274), ist eine Ergänzung der ersten. In dieser hatte H. Heinrich dem Kloster St. Lambrecht unter anderem auch die Kirche St. Martin zu Lind (bei Knittelfeld) und ein dazu gehöriges Gut geschenkt. In der zweiten Urkunde wiederholt der Herzog und zwar mit denselben Worten die Schenkung der genannten Kirche und des dazu gehörigen Gutes, und fährt dann fort:

1. Mit demselben Gute hat er auch übergeben, die Alpen Setal und Swalmental genannt, mit dem benachbarten anliegenden Thale, bis zu einem gewissen Flusse, welcher Wurmbach heisst, mit allen Rechten und Nutzungen, als Wäldern, Weiden, Wiesen etc. etc.

2. Dessgleichen hat er der Kirche des heil. Martin zu Lind ein gewisses, im Orte Namens Zidlaren gelegenes Gut mit allen seinen Nutzungen übergeben.

Ne u ist daher in dieser Urkunde nur die Schenkung der genannten Alpen und des Gutes in Zidlaren.

Was die geschenkten Alpen betrifft, so hat sich der Name der ersteren noch bis auf unsere Zeit erhalten, indem die Seethal-Alpen einen Theil des unter dem Namen Judenburger Alpen bekannten grossen Alpenstockes bilden, welcher südlich von der Mur längs der Grenze zwischen Steiermark und Kärnten von Westen nach Osten sich dahin zieht. Dort sind wohl auch die Swalmthaler Alpen zu suchen, obwohl sie unter diesem Namen nicht mehr bekannt sind.

Auch über den Ort Zidlaren wusste man mir weder im Stifte noch sonst wo genügenden Aufschluss zu geben, dass es das heutige Zeltweg an der Mur, wo Graf Henkel-Donnersmark das grosse Eisen-Gusswerk errichtet hat, sein sollte, ist kaum wahrscheinlich.

Die dritte Urkunde 275) ist ebenfalls eine Ergänzung der ersten, und eine Wiederholung der zweiten, wie man dies aus ihrem Inhalte entnimmt. Denn nachdem der Herzog, der in dieser Urkunde als selbstredend eingeführt wird, die Schenkung der Kirche des heil. Martin zu Lind und des dazu gehörigen Gutes mit denselben Worten, wie in der ersten Urkunde, und darauf die Schenkung der Setal- und Swalmental-Alpen und des Gutes zu Cidlaren mit den Worten der zweiten Urkunde wiederholt hat, setzt er bei:

„Überdies hab' ich mit derselben Schenkung dem vorgenannten Altare des heil. Lambert die Kirche des heil. Veit zu Vizenchirchen mit der dabei gelegenen Capelle zu Bomkirchen verliehen, und diese (Schenkung) durch folgende Zeugen bestätigen lassen. . . ."

Schon in der ersten Urkunde schenkte der Herzog dem Kloster St. Lambrecht die Kirche zu Wizenchirchen (Weissenkirchen); hier fügt er dieser Schenkung noch die dabei (nämlich bei Weisskirchen) gelegene Capelle zu Baumkirchen“ hinzu. Und eben hierin besteht die Ergänzung der ersten Urkunde.

Gegenwärtig gehört die Pfarre Baumkirchen nicht mehr dem Stifte St. Lambrecht. Die Pfarre Weisskirchen hatte damals einen sehr grossen Umfang, und erstreckte sich in südlicher Richtung bis hinter Obedach, welches noch jetzt eine zum Stifte St. Lambrecht gehörige Pfarre ist.

Durch diese drei Schenkungen vom 7. Januar 1103, welche durch die vornehmsten Personen des Herzogthums bestätiget wurden, war das Kloster St. Lambrecht auf das reichlichste mit Gütern ausgestattet worden, und stand als Abtei da; denn in allen drei Urkunden erscheint bereits der Abt Hartmann.

Herzog Heinrich hatte schon 1096 das von ihm gegründete Kloster St. Lambrecht unter der Ägyde K. Heinrich's IV. durch den Markgrafen Burkhard dem Schutze des römischen Stuhles empfohlen, aber dadurch nur einen falschen Schritt gethan. Denn der Kaiser erkannte nur den von ihm eingesetzten Gegenpapst Clemens III., gemeinhin Guibert genannt, als Haupt der römischen Kirche an, Herzog Welph, der nebst dem Kaiser, als bei der Übergabe anwesend, angeführt wird, hatte sich kurz vorher von der orthodoxen päpstlichen Partei losgesagt, Burkhard, durch welchen die Übergabe geschah, war ein Bruder des schismatischen Erzbischofs Berthold, und Heinrich selbst musste, da er mit allen diesen Personen eng verbunden war, trotz seines Klosterbaues als ein Schis matiker erscheinen. Ja es ist bei allen diesen Umständen klar, dass das Kloster damals dem Schutze des Gegenpapstes Clemens III. übergeben wurde, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass dieser auch das Kloster in seinen Schutz werde aufgenommen haben. Die nothwendige Folge davon war, dass die neue Stiftung als eine schismatische angesehen wurde.

Dem Herzoge konnte dies weder unbekannt noch gleichgiltig sein, und er scheint sich, vielleicht schon vor, gewiss aber gleich nach dem Tode Guibert's zur päpstlichen Partei hingeneigt, und spätestens im Jahre 1102 mit ihr ausgesöhnt zu haben. Den besten Beweis davon geben die drei Urkunden vom Jahre 1103, worin des Abtes Hartmann als Vorstehers des Klosters St. Lambrecht, Erwähnung geschieht. Wir übergehen vor der Hand seine angebliche Abkunft, und betrachten ihn bloss in seiner Eigenschaft als Geistlichen.

Hartmann war Mönch im Benedictiner - Kloster St. Blasien im Schwarzwalde gewesen, und bis zur Würde eines Priors daselbst emporgestiegen. Dies Kloster war nicht nur der päpstlichen Partei ganz ergeben, sondern galt damals wegen seiner strengen Zucht als ein Muster aller Klöster, von der Regel des heil. Benedicts, so, dass sehr viele von denjenigen, welche in diesen Orden treten wollten, St. Blasien allen übrigen Klöstern vorzogen. Dadurch wuchs die Zahl der Mönche dermassen an, dass die Nothwendigkeit eintrat, ein neues grösseres Kloster vom Grunde aus zu erbauen. An eben demselben Tage nun, am 11. September 1094, an welchem dieser neue Bau begonnen wurde, schickte der Abt Otto den Prior Hartmann mit einer Anzahl Mönche in die an Ungern grenzende Ostmark ab, um daselbst im Passauer Sprengel im Orte Göttweih eine neue Abtei zu gründen. Es bestand bisher in diesem Orte ein regulirtes Chorherrnstift, dessen Kleriker jedoch es beim Papste und durch diesen bei ihrem Bischofe durchsetzten, dass sie mit Änderung ihrer Regel Mönche werden durften. Des shalb beschloss der Abt von St. Blasien auf Befehl des Papstes und auf das Begehren des Bischofs, in demselben Orte eine Benedictiner-Abtei zu errichten, und schickte, um dies ins Werk zu setzen, seine Brüder dahin ab.

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